Restaurierungsbericht Philips 22RR700

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Philips 22RR700

Restaurierungsbericht

Hersteller: Philips Gerätetype: 22RR700 „ Antoinette“ Geräteart: Portabler LMKU-Radiorecorder Gerätenummer: 148822 (nicht sicher) Fabrikationsland: Österreich Produktionsjahr: Etwa 1970 Halbleiter- Röhrenbestückung: 20 Transistoren Restaurierung abgeschlossen: 2009.08.21 copy;2009 schoenauer.j(at)inode.at


Weitere Informationen

Gerätenummer: Vielleicht 148822, das Typenschild ist augenscheinlich wegen ausgelaufener Batterien beschädigt und vom Vorbesitzer abgekratzt worden, die Kratzspuren sind deutlich zu erkennen.

Bauteile:

Praktisch alle von Philips, die Schiebeschalter sind von Schoeller.

Konstruktion/Beschreibung:

Aufwendiges Gehäuse mit einer Dreiviertelschale und einer Rückwand. Die Seitenwände und die Rückwand sind gepolstert und mit einer genarbten, schwarzen Kunststofffolie überzogen. Oben auf sitzt ein Rahmen aus verchromtem Kunststoff, auf dem die Skala geschraubt ist. Ein inneres Kunststoffchassis (mit Batteriefach) trägt die Platinen, den Kassettenrecorderteil und die restlichen Komponenten. Getrennte Seilzüge für AM- und FM. Auf der Rückseite gibt es ein Fach (mit Deckel), dieses ist zur Aufbewahrung eines Mikrofons vorgesehen. Der Aufbau ist überaus stabil! Die Zugänglichkeit für Reparaturen ist relativ gut, das Recorderchassis kann – nachdem die Gehäuseteile abmontiert sind (14 Schrauben) – durch das Öffnen von 3 weiteren Schrauben aus dem Rahmen entnommen werden. Durch einen Kabelbaum bleibt die elektrische Verbindung zur Hauptplatine erhalten. Sehr bequem! Der Recorderteil entspricht weitgehend dem des EL3300, er ist nur den mechanischen Gegebenheiten angepasst.

Der Löschkopf besteht aus einem einklappbaren Permanentmagnet, vermutlich um Interferenzen (Zwitschern) bei Aufnahme von einem Sender in den AM-Bereichen zu vermeiden. Wohl aus demselben Grund ist der Vormagnetisierungsoszillator in ein geschirmtes Gehäuse verbaut und wird der Vormagnetisierungsstrom in eine Anzapfung des Tonkopfs eingespeist. Zuleitung abgeschirmt.

Genaueres dazu ist mir nicht (mehr) bekannt, doch glaube ich mich an eine alte Schaltungsbeschreibung zu erinnern, wo genau diese Interferenzen und deren Vermeidung erörtert wurden.

Jahre später war die Problematik nicht mehr gegeben da praktisch niemand mehr Aufnahmen von AM-Sendern vornahm; UKW mit seinem besseren Klang hatte sich etabliert.

Betriebsspannung: 220 Volt Netzspannung, 7,5 Volt (5 x UM1-Batterien)

Buchsen zum Anstecken eines Plattenspielers (Kristall- oder Keramik-Tonkopf), eines externen Tonbandgerätes oder Mikrofons, sowie einer Antennenbuchse für den Autoantennenstecker.

Im HF-Teil und den NF Vorstufen sind ausschließlich Silizium-Transistoren verbaut, in der Motorregelung und im Vormagnetisierungsoszillator (beides ältere Konstruktionen vom EL3300 oder ähnlich) sowie der Endstufe werden Germanium-Transistoren verwendet.

Der NF-Verstärker besteht aus einer Vor- und Treiberstufe mit einem BC148 und BC178 und einer Gegentakt- Endstufe mit AC187 – AC188. Der Ruhestrom wird mit Festwiderständen eingestellt, die per Lötbrücke aktiviert werden. Temperaturstabilisierung mit einem NTC und einer Silizium-Diode.

Ein eigener Aufnahme-Wiedergabe-Verstärker für den Kassettenteil ermöglicht bei einer Aufnahme das Mithören mit beliebiger Lautstärke, der Lautstärkesteller hat eine Anzapfung für gehörrichtige Lautstärkeeinstellung, die Tonblende ist optimal ausgeführt: In Mittelstellung des Tonstellers sind Bässe und Höhen gut ausgewogen, in den Endstellungen sind entweder die Bässe oder die Höhen gedämpft.

Der Netzteil liefert eine mit einem BD135 und einer Z-Diode stabilisierte Betriebsspannung, ein als Diode geschalteter Germanium-Transistor (AC128) sperrt bei Netzbetrieb durch die nun höhere Betriebsspannung und schaltet so die eingebauten Batterien ab. Unterwegs, bei Batteriebetrieb leitet der AC128, es fallen nur ein paar Millivolt an ihm ab. Diese Schaltung wurde meines Wissens von HEA patentiert. Stabilisierte Netzteile wurden nur bei den teuren Geräten verwendet.

Leider besitze ich kein SM von diesem Gerät, auch nicht vom 22RR712 der mit dem gegenständlichem bis auf das Gehäusedesign elektrisch und mechanisch identisch ist. Dafür habe ich eine Service-Information die mehrere Modelle umfasst, in der unter vielem anderen auch der Schaltplan und die Prints mit der Verdrahtung des 22RR700 aufgeführt sind. Und einige Informationen über Änderungen, die während der Produktion vorgenommen wurden. Restaurierung:

Das Gerät ist in gutem Zustand eingetroffen, wies nur wenige Kratzer und Abschürfungen auf und war nur

leicht verschmutzt. Die Aus-Taste rastete nicht ein, das Gerät ließ sich also nicht ausschalten.

Zerlegung, Reinigung der Gehäuse- und Bedienteile, mehrmaliges Auftragen von Sonax Kunststoff-Tiefenpfleger, Reinigung der Poti-Kontakte.

Nun die elektrische Kontrolle: Netzgerät angeschlossen, Gerät eingeschaltet: UKW funktioniert sofort und mit guter Empfindlichkeit. Umschalten auf MW, LW und KW nützt nichts, es wird nur UKW empfangen.

Hier hat ein Serienfehler zugeschlagen. Die UKW-Taste (wie auch die anderen) betätigt einen Schiebeschalter, Schalter und Taste sind mit einem Splint gekoppelt. Leider ist bei der Taste der untere Teil abgebrochen, der Splint wird nicht mehr gehalten. Der Schalter wird zwar gedrückt, aber nicht mehr zurückgezogen wenn die Taste in die Ruhestellung geht.

Zwar habe ich zufällig eine Ersatztaste, aber: Um die Taste auszutauschen, ist es notwendig, alle Splinte zu entfernen, die Hauptplatine aus dem Gerät zu klappen, das Umschaltaggregat zu zerlegen (Achtung, eine starke Feder bei jeder Taste), die gebrochene Taste zu ersetzen und alles wieder zusammen bauen. In der Fabrik ging der Zusammenbau nicht schwer, da gab es eigene Werkzeuge dafür. Im normalen Werkstättenbetrieb schaut es da leider anders aus: Immer wieder fliegt eine der Tasten samt ihrer Rückstellfeder davon, weil sie sich aus der Verriegelung befreit hat. Da braucht es viel Geduld, zumal auch die Zugänglichkeit zu der Tastenmechanik nicht so gut ist. Hat man es dann doch geschafft hat, muss die Hauptplatine mit all den anderen Komponenten wieder eingebaut und zuletzt die Splinte wieder eingeschoben werden. Und wenn dabei bei einer weiteren Taste ein Schaft abbricht, ist der Frust recht erheblich!

Die Probleme erkannte man bei Philips noch während der Produktion und hat bei späteren Serien Tasten mit verstärkten Schäften verwendet. Für die vielen bereits verkauften Geräte hat sich ein findiger Philips- Techniker eine besondere Lösung ausgedacht, diese als Service-Hilfe publiziert und diese so um 1972 an die Werkstätten versandt (die Original-Information habe ich gescannt, sie ist auf den Seiten 6 und 7 zu sehen).

Bei der beschädigten Taste werden beide Schäfte mit einem Seitenschneider ganz abgezwickt (dies steht zwar so nicht in der Service-Hilfe, es erleichtert aber den Reparatur-Vorgang). Auf den Stumpf wird eine spezielle Hülse aufgeschoben, ein längerer Splint eingesteckt und der Schalterschieber mit der Hülse in die passende Position eingerichtet.


Die folgenden Bilder zeigen die Reparatur der Taste. Zuletzt wird die Hülse noch mit dem Tastenstumpf verschmolzen. Taste (Schäfte nicht abgebrochen) Hülse aufgeschoben vergrößerte Darstellung

Taste (Schäfte nicht abgebrochen) Hülse aufgeschoben vergrößerte Darstellung

Nun wird die Hülse mit dem Tastenstumpf fest verklebt, Philips empfahl die Verwendung von Methylanchlorid, in einer anderen Aussendung, die beiden Teile mit dem heißen Lötkolben zu verschmelzen, was ich mangels Methylanchlorid auch tat. All das ließ sich ohne Ausbau irgendeines Teils erledigen. Weil ich glücklicherweise noch ein paar Hülsen habe (immerhin sind sie gut 30 Jahre alt!), ging ich nach der beschriebenen Methode vor. Und siehe da: Nach 10 Minuten war die Taste repariert!

Ein Test ergibt nun einwandfreie Bewegung des Schalters. Also wieder Anschluss an das Netzgerät und siehe da: Funktioniert, nun sind auch die AM-Bereiche zu empfangen.

Bild 6: Die Taste ist repariert

Bei der Aus-Taste ist eine Arretierungsnase abgebrochen, so eine Taste habe ich nicht, da lässt sich derzeit leider nichts machen. Nun noch Anschluss des Netzkabels und: Kein Ton! Sollte die Temperatursicherung im Trafo…? Das Messgerät zeigt aber, dass am Siebelko etwa 11 Volt anliegen, am Kollektor des Regeltransistors auch. Am Emitter jedoch liegt anstelle von knapp 8 Volt nur ein halbes Volt an. An der Basis ebenfalls. Eine visuelle Überprüfung zeigt einen gebräunten Widerstand, der vom Kollektor zur Basis des BD135 geschalten ist und den Basisstrom liefert. Weil an Basis und Emitter dieselbe niedrige Spannung anliegt, tippe ich auf einen Schluss zwischen den beiden Anschlüssen im Transistor, ansonsten wäre die Z-Diode verdächtig gewesen.

Also tauschte ich den Transistor aus. Voller Erfolg, der Radio spielt nun auch im Netzbetrieb. Es fehlt noch eine Führung für die beiden Skalenzeiger, die ursprünglich aus einer Nylonschnur bestand. Mein Nachbar ist Fischer, er gab mir 30 cm Fischerschnur, die ich auf die Skala befestigte.

Nun endlich konnte das Gerät zusammengebaut und zuletzt noch die Drehknöpfe aufgesteckt werden. Eine letzte Funktionskontrolle ergab sehr gute Empfangsleistungen auf allen Wellenbereichen (Inzwischen ist es spät in der Nacht). Der Klang ist exzellent! Das Gerät ist also wieder hergestellt, wenn auch mit 2 Makeln: Die Aus-Taste rastet nicht ein und der Kassettenteil läuft nicht weil die Riemen fehlen. Die Batteriekontakte sind etwas rostig, angesichts der anderen Mängel lasse ich sie aber so wie sie sind. Anmerkungen:

Ein schönes Gerät der Top-Klasse. Mit seinem Preis von rund 300 Euro war es unerschwinglich für die meisten Jugendlichen zu dieser Zeit, so auch für mich (mein damaliger Monatsverdienst lag bei 220 Euro)…

Aber ich durfte einige Exemplare in meiner Lehrzeit und danach reparieren (1970-1975). Damals waren in erster Linie Tonköpfe und Riemen (Peesen) zu tauschen, ab und an war ein fehlerhafter NF-Vorstufen-Transistor zu ersetzen. Ganz selten löste die Temperatursicherung im Netztrafo aus (durfte nicht mit normalem Lötzinn gelötet werden, es wurde ein Speziallot mit 150° Schmelztemperatur verwendet, normales Lötzinn hätte die Sicherung außer Funktion gesetzt). Mehr trat kaum auf, bis auf die Probleme mit den abgebrochenen Tasten für die Wellenbereichumschaltung (siehe Restauration) kann ich mich an keine weiteren Probleme erinnern.


Abbildungen:


Die Schaltung zu diesem Gerät kann im Radiomuseum = Datenbank angefragt werden. Das Übliche zum Rechtlichen…

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Restaurierungsbericht von Johann Schönauer!