Loewe Opta Wir waren die Pioniere

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Der erste deutsche "Fernseh – Umsetzer" stand in Kronach.

Radiowellen breiten sich geradlinig aus wie das Licht. Das Gesetz gilt um so strenger, je kleiner die Wellenlänge ist und darf bei den 200 MHz des Fernsehens als angenähert erfüllt gelten. Daraus resultiert, dass die Fernsehwellen um so weniger in Bergtälern zu empfangen sind, je weiter der Sender entfernt und je enger die Talsohle ist. Das behagt dem Techniker gar nicht, denn die Kunden wohnen meist in den Tälern. Darum wagt er sich an die Aufgabe der Umlenkung der Fernsehwellen von ihrem geraden Weg auf Seitenstraßen.

Umlenkantennen mit Wellenspiegeln für UKW sind verschiedentlich gebaut worden. Sie lösen die Aufgabe für Sonderfälle recht ordentlich, wenn es sich um eine einzige Talstation handelt. Aber wie soll man eine ganze Stadt im Tal versorgen, wenn der Fernsehsender 200 km entfernt ist?

Das Loewe Opta Fernseh – Team beschäftigte sich Anfang 1953 mit derlei Gedanken. Der Fernsehsender auf dem Feldberg im Taunus ist 210 km Luftlinie entfernt. Die zu erwartende Feldstärke bei 10 KW Senderleistung und zwölffachem Antennengewinn muss im Tal weit unter dem Pegel eines zuverlässigen FS – Empfangs liegen. Aber die Loewe Opta – Ingenieure waren nun einmal begeistert für die Idee, so früh als möglich ihre Fernsehempfänger nach wirklichen Sendungen einzustellen und zu Prüfen. Denn das dem werkseigenen Sender "N – N – H" (Nie nach Hause) zur Verfügung stehende Programm – Material hing ihnen schon lange zum Halse heraus, sodass sie überhaupt keine Bildfolgen mehr, sondern nur noch Bildfehler sehen konnten. Also suchten sie systematisch in den Bergen des Frankenwaldes einen Platz, der genügend hoch liegt und mit dem Werk im Tal direkte optische Sicht hat. Endlich fanden sie auf der Kuppe der Radspitze, etwa 8 Km Luftlinie vom Werk entfernt, in 700 m Höhe über dem Meeresspiegel einen geeigneten Ort. Hier bauten sie eine Holzhütte, gerade groß genug für die Apparate und ein paar Menschen. Die Empfangsantenne war ein Vier-Ebnen- Dipol, der an einer 8m langen Holzstange hing, die mit Wäscheseilen abgesteift war. Damit erreichten sie einen mittleren Signalpegel von 0,5 mV, der für stabilen Empfang genügte.

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Der erste Fernseh – Umsetzer. Es war aber vorauszusehen, dass die Rückwirkung zwischen der Empfangs – und der Senderantenne nur zu vermeiden ist, wenn die Neuausstrahlung in einem andern Kanal geschieht als der Empfang. Das ist die Grundidee des Kanalumsetzers, der Heutzutage allgemein Fernsehumsetzer heißt (obwohl dieses Wort lange nicht so gut ist). Die mit 195…… 202 MHz empfangene Fernsehsendung wird mit 216…. 223 MHz und ein Watt Leistung neu ausgestrahlt. Sie kommt dank der direkten optischen Sicht im Tal mit einer mittleren Feldstärke von 0,2 bis 1m V/m tadellos an… Wenn man dafür sorgt, dass durch den Umwandlungsvorgang keinerlei Verzerrungen irgendwelcher Art und zusätzliche Rauschspannungen entstehen. Das hört sich zwar einfach an, ist aber eine technische Aufgabe, die weit über die dem Fernsehempfänger gestellten Probleme hinausgeht. Der Umsetzer selbst hat fast eben soviel Röhren wie der Fernsehempfänger. Die Sendeantenne ist ein Vierfachdipol, der durch Parallel – und Hintereinanderschaltung der Elemente auf 300 Ohm Fußpunktwiderstand gebracht wurde. Weil er einfach auf ein Lattengestell genagelt ist, erhielt er den Kosenamen" Matratze". Die Matratze hängt im Abstand von etwa zwei Wellenlängen ebenfalls an einer Holzstange und ist auf die Antenne im Werk angepeilt.

Die Stromversorgung. Der Berg fällt auf einer Seite steil zu einem Weiler (kleine Ansiedlung) ab, dessen Häuser Elektrizität haben. Wenn auch die Entfernung bis zur Spitze über 500 Meter beträgt, so war doch in wenigen Stunden eine fliegende Kabelleitung durch den Tannenwald und über den Steilhang gelegt, die die Anlage mit Strom versorgt. Ein Zeitschaltwerk schaltet automatisch während der Sendezeit ein, sodass die Umsetzstation nicht besetzt zu sein braucht. Jedenfalls können die Kronacher, wenn sie einen Fernseher mit geeigneter Antennenanlage haben, auf diese Weise an den Frankfurter Fernsehsendungen teilhaben. Die Bundespost hat dem technisch interessanten Versuch keine Schwierigkeiten in den Weg gelegt – und dem Kronacher Umsetzer später einem festen Kanal zugeteilt.

An einem Juli – Abend fuhren wir zur Station hinauf. Als ich in der Hütte stand und die Röhren der "Iris" aufleuchteten (die "Iris" ist der erste Loewe Opta Tischfernseher, der 1951 gebaut wurde) – und das NWDR – Testbild erschien, tauchten unwillkürlich die Erinnerungen an die ersten Dezembertage des Jahres 1901 in St. John auf Neufundland auf. Hier saß Marconi mit seinen drei Gehilfen in einer ähnlichen kleinen Holzhütte, vor der provisorische Antennen auf Holzstangen montiert waren. Die Empfangsanlage mag im Verhältnis zu den heutigen (1953) primitiv erscheinen. Der einzige Unterschied zwischen dem, was auf der Radspitze und der Hütte in St. John geschah, war, dass wir diesen Abend eine Fernsehsendung aus einer unwahrscheinlich großen Entfernung erwarteten, während Marconi auf das vereinbarte Zeichen kurz – kurz – kurz – lang wartete, das über 3400 Km von der Gegenstation Poldhu in Cornwallis kommen sollte. Als es nach dreitägigen vergeblichen Versuchen am12. Dezember 1901 wirklich ankam…. Da war der Irrtum der besten Gelehrten der Welt gestorben, dass die Radiowellen niemals über den Ozean gelangen können, weil die Erde eine Kugel ist … auch in der Hütte auf der Radspitze wurde ein Irrtum begraben, der noch bei der Stockholmer UKW – und Fernsehwellen – Konferenz von den Fachleuten geglaubt wurde: Dass sich die Meterwellen an die Begrenzung des quasi-optischen Horizontes halten.

Erinnerungen sind verglühende Feuer aus der Vergangenheit und Scheinwerfer in die Zukunft für die, die noch durch die Seele "Fernsehen" können. Vielleicht hat dieses gelungene Experiment der Kanalumsetzung eine viel größere Bedeutung für die Zukunft als wir heute ahnen… Was in dieser Hütte begonnen wurde, mag später einmal eine große Technik werden, die sich würdig unseren Fernseh – Relaistürmen zur Seite stellen kann.

Was damals 1953 in der kleinen Hütte auf der Radspitze begann, war für eine lange Zeit eine gute Technik, die sich immer wieder verbesserte, sodass wir heute die Satellitentechnik haben und wer weiß was uns die Zukunft noch bringen wird.

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Der Kronacher Fernsehumsetzer 1956 ; auch heute steht der Umsetzer noch auf der Radspitze. Aber heute im Jahre 2001 wird er nur noch als Aussichtsturm genutzt.

Quelle: Loewe Opta Kurier 1. 1956

Hans Stellmacher September 2001