Instandsetzung eines vernieteten Netzschalters: Unterschied zwischen den Versionen
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Als Folge entstand irgendwann eine Schmorverbindung, die das | Als Folge entstand irgendwann eine Schmorverbindung, die das Schaltgehäuse vollständig unbrauchbar machte. | ||
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Dass die Löcher in Bild 5 nicht exakt in der Mitte liegen, spielt keine Rolle. | |||
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Bild 7: Fertiger Schalter nach dem Zusammenbau | Bild 7: Fertiger Schalter nach dem Zusammenbau | ||
Hinweis: Die Anbringung eines Gewindes M 2,3 scheitert daran, | Hinweis: Die Anbringung eines Gewindes M 2,3 scheitert daran, dass die Materialstärke zu gering ist, es würden zu wenig Gewindegänge geschnitten werden. | ||
Die serienmäßig geschraubten Versionen verwenden keine Bohrlöcher sondern Stanzlöcher! | Die serienmäßig geschraubten Versionen verwenden keine Bohrlöcher, sondern Stanzlöcher! | ||
Dabei entsteht auf der Gegenseite ein ca 1 mm tiefer Grad, welcher mehr Gewindegänge aufnehmen kann. | Dabei entsteht auf der Gegenseite ein ca. 1 mm tiefer Grad, welcher mehr Gewindegänge aufnehmen kann. | ||
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Bild 8: Montierter erneuerter Kippschalter am Tastaturchassis eines | Bild 8: Montierter erneuerter Kippschalter am Tastaturchassis eines Nordmende Carmen 56 | ||
Viel Erfolg | Viel Erfolg |
Aktuelle Version vom 8. August 2022, 20:08 Uhr
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1. Einleitung
Von Rainer Steines aus 2016
Hinweis: Nachfolgende Fachausdrücke stammen aus der Feinwerktechnik und sind darin gültige Bezeichnungen.
Netzschalter in Nordmende-Radioempfängern ab Mitte der 50er Jahre waren sog. Kippsprungwerke, bei denen ein gerade geführtes bistabiles Sprungstück einseitig einen el. Kontakt schließen bzw. öffnen konnte (es gab diese Schalter auch mit zweiseitigen Kontakten, das waren dann Umschalter).
Damaliger Hersteller war die Firma Marquard.
Die Kontaktteile bestanden aus massivem versilbertem Messing (MS 64).
Im Laufe der Zeit wurde das Silber schwarz (durch Schwefelabsonderung aus Gummiteilen), auch ließ die Federkraft des bistabilen Sprungstücks nach.
Als Folge entstand irgendwann eine Schmorverbindung, die das Schaltgehäuse vollständig unbrauchbar machte.
Marquard-Schalter gab es seit Anfang der 50er Jahre in zwei Ausführungen:
1. Lagerstelle und Schaltgehäuse sind miteinander verschraubt (mit 2 Stück M 2,3 Schrauben), angewandt in der professionellen Technik
2. Lagerstelle und Schaltgehäuse sind mit sog. "Flachnieten" miteinander unlösbar verbunden, angewandt in der Konsumtechnik.
Fällt ein geschraubter Schalter aus, ist die Reparatur sehr einfach, man zerlegt einen neuen Schalter und ersetzt Schaltgehäuse, bistabiles federndes Kopplungsglied und Kontaktbrücke auf der ursprünglichen Lagerstelle; die braucht man dazu nicht einmal auszubauen.
Ist der Schalter vernietet, ist dies für viele Radiofreunde ein ernsthaftes Problem, denn Schalter mit sog. "Stell-Lasche" sind heute absolute Mangelware. :exclamation:
Wie man sich dabei helfen kann, wird in diesem Beitrag beschrieben.
2. Aufbau eines Kippsprungwerkes (volkstümlich Kippschalter genannt :rolleyes: )
Nachfolgend der innere Aufbau eines Kippsprungwerkes, wie es in Nordmende Radios etwa ab 1954 eingesetzt wurde. Nordmende verwendete eine vernietete (= billige!) Version.
Bild 1: Teile eines Kippschalters
Bild 1 zeigt oben einen zerlegten Schalter, er besteht aus der Lagerstelle mit Außengewinde M12 x 1 (Feingewinde) mit innenliegendem Spanner (nein, nein, kein "biologischer" :P ), der über die Koppel mit Druckfeder innerhalb der Isolierhülse die Kontaktbrücke nach links bzw. rechts schnappen läßt.
Die Lagerstelle wird mit den gezeigten M 2,3-Schrauben am Schaltgehäuse befestigt.
Darunter ist ein reparierter, ehemals vernieteter, jetzt verschraubter Typ mit Schaltlasche zu sehen; diese Laschenversion wurde in Nordmende Radios lange Zeit verwendet.
Bild 2: Oben links: Schaltlasche eines geschraubtes Exemplars, oben rechts ein ehemals vernietetes Exemplar, unten rechts die entfernten Nieten
Um das genietete Schalterexemplar schraubbar zu machen, geht man folgendermaßen vor:
1. Ausbau des Schalters vom Tastenaggregat 2. Anfertigung eines Hilfswerkzeugs zum "Brechen" der Flachnieten 3. Aufbohren der rechteckigen Löcher auf 2,5 mm 4. Entgraten der Bohrlöcher mit einer Flachfeile 5. Zusammensetzen mit 2 Stück M 2,3 Schrauben und Muttern 6. Muttern mit Nagellack sichern 7. Einbauen des reparierten Schalters.
Es folgt eine Abfolge der einzelnen Schritte:
Zu 1)
Die Kippschalter sind bei einigen (nicht bei allen!) NordMende Geräten mittels zweier M12-Muttern an einer Zunge des Tastenaggregat-Chassis montiert (ab den 56er Serien).
Dort ist der Schalter durch eine Sicherungszunge im Befestigungsloch vor dem Verdrehen gesichert, kann also nur in einer bestimmten Richtung eingebaut werden :exclamation: .
Zum Abschrauben beginnt man an der oberen Mutter (mit Blick von oben auf das Chassis). Die wird mit einem 16 mm Schraubenschlüssel gelöst, jetzt läßt sich mit dem kleinen Finger die untere Mutter entfernen und der Schalter kann herausgehoben werden.
Achtung ! Der Schraubenschlüssel darf nicht dicker sein als 2,5 mm, sonst paßt er nicht zwischen Chassis und Lagerscheibe :exclamation:
Ist der Schalter ausgebaut, folgt der nächste Schritt.
Zu 2)
Im Bild 2 sieht man unten links einen scheinbar zerstörten Schraubendreher. Der ist aber ein "Spezialwerkzeug" zum Öffnen (Zerstören!) der beiden Flachnieten.
Ein (nicht mehr benötigter) Schraubendreher mit einer Klingenbreite von max. 2,5 mm erhält mittels einer Schlüsselfeile (d < 1 mm) in der Klinge mittig (oder fast mittig ... je nach Augenzustand des Feilers... :( ) eine rechteckige Kerbe mit ca 0,6 bis 0,8 mm Tiefe.
Man setzt dann das Werkzeug rechtwinklig auf den Flachnietenkopf im Schaltergehäuse :exclamation: auf.
Der Flachnietenkopf rastet in den Klingenspalt ein und man dreht vorsichtig um ca +/- 60 Grad hin und her, bis der Nietenkopf abbricht.
Man merkt dies daran, dass die Niete nach unten aus dem metallenen Schalterboden herausrutscht (zunächst zumindest um ca 12 mm).
Sind beide Nieten frei, wird zuerst das Schaltgehäuse abgehoben.
Mit einer kräftigen Flachzange (z.B. Kombizange) werden die abgebrochenen Nietenden flachgedrückt (gratfrei gemacht), jetzt können die Nieten auch von der Lagerstelle (durch die Rechteckbohrungen) abgezogen werden.
Zu 3)
Zum zentrischen Aufbohren der rechteckigen Flachnietendurchlässe in der Lagerstelle kann kein "normaler" Standardbohrer verwendet werden, der würde abbrechen, da sich der Bohrer im Rechteckloch verhakt.
Stattdessen muß mit einem 6 mm Zentrierbohrer gearbeitet werden :exclamation: .
Bild 3: 6 mm Zentrierbohrer
Der Zentrierbohrer hat eine Führungsspitze von exakt 2,5 mm, genau dieser Lochdurchmesser wird benötigt.
Zum Bohren wird die Lagerstelle, wie in Bild 4 gezeigt, in einen Maschinenschraubstock eingespannt.
Bild 4: Lagerstelle im Maschinenschraubstock eingespannt
Damit kann der Bohrer beim Bohren nicht nach außen "auswandern" :exclamation:
Der Maschinenschraubstock muss am Bett einer Säulenbohrmaschine fest angebracht werden, sonst wandert er beim Bohren unkontrolliert hin und her.
Bild 5 zeigt die aufgebohrten Rechtecklöcher.
Bild 5: Aufgebohrte Befestigungslöcher
Dass die Löcher in Bild 5 nicht exakt in der Mitte liegen, spielt keine Rolle.
Zu 4)
Es folgt das Entgraten mit einer Flachfeile.
Zu 5)
Zum Zusammenbau werden Schaltgehäuse und die bistabilen Sprunkkomponenten (Führungsnippel, Druckfeder, Führungsstück) sowie die Kontaktbrücke eines neuen Schalters verwendet.
War der neue Schalter schon einmal in Gebrauch, sollte die Druckfeder geringfügig nach außen gezogen werden, um später den Kontaktdruck zu erhöhen :exclamation: .
Jetzt werden die Teile zusammengesetzt. Als Befestigungsschrauben verwendet man 2 Stück 20 mm M 2,3 Schrauben mit Muttern.
Bild 6: Verwendete M 2,3-Schrauben und Muttern
Bild 7: Fertiger Schalter nach dem Zusammenbau
Hinweis: Die Anbringung eines Gewindes M 2,3 scheitert daran, dass die Materialstärke zu gering ist, es würden zu wenig Gewindegänge geschnitten werden.
Die serienmäßig geschraubten Versionen verwenden keine Bohrlöcher, sondern Stanzlöcher! Dabei entsteht auf der Gegenseite ein ca. 1 mm tiefer Grad, welcher mehr Gewindegänge aufnehmen kann.
Zum Abschluss noch das Bild des wieder montierten Schalters am Chassis der Tastaturmechanik.
Bild 8: Montierter erneuerter Kippschalter am Tastaturchassis eines Nordmende Carmen 56
Viel Erfolg